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Zum Abschied von Pfarrer Dr. Hermann Steinert

Anfang Oktober war es klar: Pfarrer Dr. Hermann Steinert verläßt Gerbrunn. Seitdem wird viel über ihn gesprochen. Man erwähnt, weshalb er als Theologe, Seelsorger und Mensch eine so große Wertschätzung genießt. Sein Fortgang wird außerordentlich bedauert. Er selbst hat uns seit ca. zwei Jahren immer wieder darauf hingewiesen, welche Konsequenzen die ab 2017 zu bildende Pfarreiengemeinschaft St. Nikolaus (Gerbrunn), St. Alfons (Sieboldshöhe), Unsere Liebe Frau (Frauenland) und St. Barbara (Heimgarten) für Gerbrunn haben wird. Nach Jahrhunderten wird es dort keinen eigenen Pfarrer mehr geben. Ursache ist der eklatante Priestermangel in der katholischen Kirche.

Wer war Hermann Steinert ? Was haben wir an ihm geschätzt ? Wofür haben wir ihm zu danken ?

Er war ein ausgezeichneter Theologe und einfühlsamer Seelsorger. Er vermittelte glaubwürdig, dass die Feier der Hl. Messe für ihn ein „Dienst an Gott" war. Seine Predigten waren sorgfältig vorbereitet, hatten immer einen Bezug zu unserem Leben. Auch Persönliches gab er von sich preis. Ihm zuzuhören , war ein Gewinn und eine Bestärkung unseres Glaubens.
Die Vorbereitung der Kinder auf ihre Erstkommunion nahm er sehr ernst. Sein Unterricht sprach die Kinder an, die Eltern wurden zum Gebet und religiösen Gespräch mit ihren Kindern ermuntert. Bei einer ersten Begegnung im Pfarrhaus lernten viele ihren Pfarrer persönlich kennen. Eine ganze Reihe dieser Mädchen und Jungen wurden später Ministranten.
Als vielseitiger Theologe erwies sich Hermann Steinert bei den vom ihm initiierten Glaubensgesprächen. Die Artikel des Glaubensbekenntnisses, die Marienverehrung, Fragen der kirchlichen Morallehre, gelebte Armut und Solidarität mit den Armen als Zeugnisse des Glaubens, die Eucharistie in ökumenischer Sicht, Kirche und Kunst, die historische und theologische Bedeutung der Kindheitsgeschichten in den Evangelien – Pfarrer Steinert ließ jedes Thema zu und gab fundierte Antworten.
Unser Eindruck in diesen acht gemeinsamen Jahren war: Er ist ein frommer Priester, er glaubt, was er sagt, und richtet auch seinen eigenen Lebensstil danach aus.
Zu den Gremien Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung hatte er ein ungestörtes Verhältnis. Er motivierte zum Mitmachen, förderte die freie Aussprache, konnte zuhören und nahm den Rat anderer an. Es war auch sein Verdienst, dass sich die „Rentnertruppe" dem Erhalt und der Pflege der Immobilien der Pfarrei widmete. Besonders in den Jahren der Kirchenrenovierung (abgeschlossen 2009) war diese Zusammenarbeit sehr intensiv und erfolgreich.
Hermann Steinert gab den Ministranten einen starken Rückhalt. Man merkte ihm seine Freude an, wenn er mit einer großen Zahl von ihnen die Liturgie feierte. Ein glücklicher Pfarrer inmitten der Sternsinger, Kommunionkinder und Ministranten auf der Treppe neben der Kirche ist auf vielen Fotos zu sehen. Ebenso war er begeistert und seine Freude und sein Dank waren ehrlich, wenn einer der Chöre oder eine der Musikgruppen der Pfarrei den Gottesdienst musikalisch gestaltet hatte. Die Organistin, die Mesner, die Lektoren, die Kommunionhelfer, die Verantwortlichen für den Kirchenschmuck wussten, wie dankbar Hermann Steinert für ihren Dienst war.
Pfarrer Dr. Steinert liebte Wallfahrten und Prozessionen: Nicht nur „große" wie die Israel-Pilgerfahrt (2012) mit 30 Leuten aus St. Nikolaus und St. Alfons, sondern auch die „kleinen". Die Flurprozessionen zum Schönstatt-Heim, hinauf zum Gut Gieshügel oder zur Randersackerer Weinbergskapelle, den Kreuzweg zum Käppele auf dem Nikolausberg, die Fronleichnamsprozession in Gerbrunn, Steinert hatte ein ungebrochenes Verhältnis zu diesen Formen der Volksfrömmigkeit.
Der Seelsorger besuchte zuverlässig Kranke und brachte ihnen die Hl. Kommunion, er war bei den Ministranten und den KjG-Jugendlichen in ihren Zeltlagern und bei ihren Freizeiten, er ging beim Pfarrfest von Tisch zu Tisch und suchte das Gespräch. Im Dialog mit den evangelischen Christen Gerbrunns erwies er sich als überzeugter Ökumeniker.
Der Mensch Hermann Steinert drängte sich nicht auf, nahm sich zurück. Er lebte bescheiden, fuhr kein großes Auto, bevorzugte das Fahrrad. Er kennt alle zoologischen Gärten Deutschlands, es zog ihn im Urlaub in die Berge oder an die See. Mit etwas Wehmut sprach er immer mal von seiner Studienzeit in Bolivien. Er schwieg darüber, aber wir wissen, er konnte mit solchen, die in Not geraten waren, teilen.
Wir haben unseren Pfarrer Dr. Hermann Steinert gern gehabt. Der Abschied von ihm fällt uns schwer. Wir danken ihm herzlich für sein Glaubenszeugnis und sein Wirken in unserer St. Nikolaus-Gemeinde .
Gotte möge auch in Miltenberg seine Arbeit segnen.

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