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Am 1. Oktober feierte die Gemeinde Gerbrunn ihr Erntedankfest

Es gab an diesem Tag viel zu sehen, zu hören, zu fühlen, zu riechen und zu schmecken.
Aber der Reihe nach. Dem Obst- und Gartenbauverein war daran gelegen, dass dieses Fest nicht nur im Kalender steht. Vor allem Vorstandsmitglied Bruno Kraft hatte sich viele gute Gedanken gemacht und die richtigen Leute angesprochen. Der Festzug brach bei herrlichstem Herbstwetter an der Alten Feuerwehr auf. Der Spielmanns- und Fanfarenzug und eine stattliche Abordnung der Freiwilligen Feuerwehr begleiteten die wunderbare, in vielen Stunden geschmückte Erntekrone. Kinder trugen in ihren Körben Obst, Gemüse und Getreide. Die Standarte des rührigen Vereins wurde begleitet vom Zweiten Bürgermeister Reinhard Kies, dem OGV-Vorsitzenden Hermann Wittstadt und etlichen Vereinsmitgliedern.
Im Festgottesdienst in der St. Nikolaus-Kirche ergänzten sich die beiden TSV-Chöre: Die Damen im Chorraum eröffneten schwungvoll mit „Sing´ mit mir ein Halleluja" die Liturgie, die Männer trugen von der Empore gleichsam als Echo sehr einfühlsam Franz Schuberts „Heilig, heilig" vor. Vier starke Männer – Dietrich Kühne, Stefan Amend, Bernd Hesselbach und Stefan Kraft – setzten zu Beginn der Feier die Erntekrone neben dem Altar ab. (Der Prophet Moses - er wird später noch einmal erwähnt - hätte diesen Männern wohl auch die Bundeslade auf ihren Schultern anvertraut. Aber dann wären sie 40 Jahre unterwegs gewesen ...). Jungen und Mädchen brachten die Erntegaben zum Altar, das junge Ehepaar Jahn - in alter Familientradition - Brot und Wein.
Die Lesung aus dem 5. Buch des Moses (Deuteronomium) las mit leicht rheinländischer Tönung Dr. Birgit Nohr vor, ein Schlüsseltext der abendländischen Literatur. Erntedank heute fußt auf uralten Traditionen, belegt im Alten Testament: „Der Herr, dein Gott, bringt dich in ein herrliches und weiträumiges Land, voll von Wasserbächen, Quellen und Grundgewässern. In ein Land mit Weizen und Gerste, mit Weinstöcken, Feigen, Olivenbäumen und Honig. Du sollst essen und satt werden, dann aber den Herrn, deinen Gott, preisen für das herrliche Land. Dein Herz soll nicht übermütig werden und des Herrn, deines Gottes, vergessen" (Dt 8).
Kostbares Erbe der jüdisch-christlichen Tradition. Juden erinnern sich seit mehr als 3000 Jahren an Sukkot, dem Laubhüttenfest, an diesen Auftrag, den Moses aufgeschrieben hat; Christen feiern das Erntedankfest.
Der Festprediger, P. Karl Wagner (Thüngersheim), verband die Danksagungen an diesem Tag mit einigen Mahnungen: „Es darf nicht sein, dass wir die besten, schmackhaften Teile der Hühnchen und Hähnchen essen, den mageren, kargen Rest aber auf afrikanischen Märkten als Nahrungsmittel anbieten lassen. Es darf nicht sein, dass Konzerne wie Monsanto weltweit die Preise für Saatgut bestimmen, tausende indischer Bauern aber nicht zahlen können, sich verschulden und sich das Leben nehmen". Markige Worte, lebendig und gestenreich vorgetragen.
In der gut besetzten Kirche kam die frohe Stimmung auch im Gesang der Kirchenlieder zum Ausdruck, nicht oft im Laufe des Jahres kann die Organistin Erika Heim so laut schallenden Gesang mit dem Spiel auf ihren Manualen begleiten.
Nach dem Gottesdienst war der Pfarrgemeinderat beim Kirchenkaffee Gastgeber.
Es war ein sinnenfrohes Fest: Der Federweißer schmeckte, Chöre, Orgel und Gesang erfreuten das Ohr, an der Erntekrone und dem Altarschmuck konnten sich die Augen weiden, Kinder trugen die Erntegaben und fühlten die Schwere der Früchte, die Frische von Obst, Gemüse und Weintrauben war zu riechen.
An diesem Tag wurde der Herr nicht vergessen.
Danke, Obst- und Gartenbauverein !

 

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